„Wunsch und Wirklichkeit auf dem Prüfstand“ hätte der Titel des Gespräches zwischen der SPD-Landtagskandidatin Christin Becker und Anja Lankers, der Prokuristin und Fachbereichsleiterin der Inklusiven Kindertagesstätten und Familienzentren bei der Lebenshilfe gGmbH – Leben und Wohnen sein können. Denn getreu ihres Wahlkampfmottos „Verstehen beginnt mit Zuhören“ suchte Becker nun den direkten Kontakt zum Träger mehrerer Kindertagesstätten im Kreis Kleve, der Lebenshilfe, um sich vor Ort ein Bild der Herausforderungen zu machen und das SPD-Wahlprogramm auf den Prüfstand zu stellen.
Kita-Zukunftsgesetz und bessere Personalschlüssel
Es ist nicht verwunderlich, dass SPD-Landtagskandidatin Christin Becker von dem Wahlprogramm der SPD zur Landtagswahl überzeugt ist. Ausdrücklich begrüßt die Kandidatin und zweifache Mutter hier, dass auch das Thema frühkindliche Bildung einen hohen Stellenwert in dem Programm der NRW SPD hat. „Wir brauchen ein Kita-Zukunftsgesetz in NRW, das das Kindeswohl in den Mittelpunkt stellt, das verbesserte Personalschlüssel ermöglicht und damit auch die Erzieherinnen und Erzieher entlastet.“
Im Gespräch mit Anja Lankers konnte sich Becker ein Bild der Herausforderungen von Seiten eines Kindergartenträgers machen. Die genannten Punkte gingen hierbei weit über den Fachkräftemangel hinaus. So erläuterte Anja Lankers, dass insbesondere die Frage der Finanzierung nach dem Kinderbildungsgesetz NRW (KiBitz) trotz Anpassungen auf den Prüfstand gehört. Auch Becker sieht hier dringenden Veränderungsbedarf: „Wir müssen bei der Einrichtungsfinanzierung weg von den Kindspauschalen, die die Finanzierung von Stellen fast ausschließlich abhängig macht von den gebuchten Stunden der Kinder.“ Sie nennt hier als plakatives Beispiel, dass die Kindergärten mit den Eltern eines Kindes mit einem 25-Stunden Platz doch kein kürzeres Elterngespräch als mit einem Kind mit einem Vollzeitplatz führen. Anja Lankers sieht zudem im Bereich der Finanzierung weitere Ansätze zur Verbesserung. So erlebt sie in ihrer Tätigkeit, dass die Deckelung der Verwaltungskosten ebenfalls an den Anforderungen der Realität vorbeigeht. Auch dass die Träger in der Regel noch einen Anteil der Kosten selbst finanzieren müssen, stellt viele Einrichtungen vor finanzielle Herausforderungen. „Wir müssen uns vor Augen führen, dass in fast allen sozialen Bereichen die Träger und Einrichtungen gesamtgesellschaftlichen Aufgaben übernehmen. Hier sollte die Finanzierung gesichert sein und nicht von der Finanzstärke einer Kommune oder Stadt abhängen, die den Trägern Zuschüsse gewährt oder eben nicht,“ sagt Becker.
Fachkräftemangel spielt große Rolle
Die Landtagskandidatin erläuterte im Gespräch zudem die Pläne der SPD in NRW, „Kita-Kaufleute“ zur Entlastung bei den administrativen Aufgaben einzustellen und Funktionsstellen für Kinderschutz und Sprachförderung einzurichten. Das Programm der Alltagshelferinnen und Alltagshelfer soll laut Becker fortgesetzt werden. „Wir möchten, dass die Tätigkeit als Kita-Helferin oder Kita-Helfer auch ein Sprungbrett sein kann für die Ausbildung zur pädagogischen Fachkraft,“ erläutert Becker. Generell sind sich Christin Becker und Anja Lankers einig, dass der Fachkräftemangel eine ganz zentrale Rolle spielt, wenn es darum geht, eine pädagogisch und qualitativ gute Betreuung zu gewährleisten. Die Lebenshilfe bildet im Rahmen der Ausbildung derzeit 15 Erzieherinnen alleine im Kita-Bereich aus. „An der Nachfrage nach Ausbildung liegt es nicht“, macht Lankers deutlich. Vielmehr ginge es darum, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass die Erzieher und Erzieherinnen auch in dem Beruf bleiben können und wollen.
„Bildung und Chancengleichheit beginnen schon in der frühkindlichen Bildung. Wenn wir es nicht schaffen, unseren Kleinsten und den Menschen, die sie in dieser wichtigen Lebensphase begleiten, Wertschätzung und die nötigen Rahmenbedingungen zu geben, haben wir bisher unsere Prioritäten noch nicht richtig gesetzt.“ Damit lässt die Landtagskandidatin keinen Zweifel daran, dass für sie das Thema Bildung mehr ist als ein Kapitel im Wahlprogramm.